Bildungsbereiche
Ziele und Inhalte unserer pädagogischen Arbeit – Bildungsrahmenplan
- Emotionen und soziale Beziehungen
- Ethik und Gesellschaft
- Sprache und Kommunikation
- Bewegung und Gesundheit
- Ästhetik und Gestaltung – Musik
- Natur und Technik
- Die Bedeutung des Spiels
1. Emotionen und soziale Beziehungen
- Ein positives emotionales Klima schaffen
- Respektvoll mit den Gefühlen der Kinder umgehen
- Eigene Emotionen zum Ausdruck bringen
- Kinder bei der Regulation der Gefühle stärken
- Über Gefühle sprechen
Die emotionale Kompetenz eines Kindes resultiert zu großen Teilen aus familiären Einflüssen.
Die Grundlage der sozialen Kompetenzen des Krippenkindes ist eine intensive Vertrauensbeziehung zwischen dem Kind und seinen Bezugspersonen.
Die respektvolle Begegnung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind prägt den Umgang der Kinder untereinander.
Die Kinderkrippe bietet jedem Kind eine gute Möglichkeit soziale Grenzen und Verhaltensmuster zu erproben und einzuüben.
Die Kinder knüpfen soziale Kontakte zu Gleichaltrigen und erleben sich dabei als eigenständige Person.
Beim gemeinsamen Spiel lernen sie eigene und fremde Bedürfnisse und Grenzen kennen und stärken somit ihre sozialen Fähigkeiten.
Konfliktlösungen enden manchmal mit Tränen, die gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz ist nicht immer leicht zu bewältigen.
Die Kinder erleben die Spannung zwischen Freiheit und Grenzen, begleitet von den Betreuerinnen.
Ausstattung, Räume und Garten müssen den Kindern die Möglichkeiten zum Messen ihrer Kräfte bieten.
2. Ethik und Gesellschaft
Kinder erfahren Werte in der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt und gewinnen dadurch Orientierung für ihr eigenes Denken und Handeln. Diese Basis für ein respektvolles Miteinander soll genutzt werden. Folgend entwickelt sich ein ethisches Grundverständnis.
- Offener Raum für vorbehaltlosen Austausch von unterschiedlichen Wertehaltungen und Ritualen.
- Kulturen und Traditionen in die Raumgestaltung mit einbeziehen.
- Räumliche Gestaltung soll zum Wohlfühlen einladen - ungestörtes Beisammensein – Gespräche unter Kinder.
- Ausreichend Platz und Zeit.
- Vielfältige Angebote, die das „Wir- Gefühl“ stärken, zum Beispiel: Rollenspiele oder Kleine-Welt-Spiele zum Ausleben von Wertehaltungen, Feste, Tischdekoration, Rituale, ….
3. Sprache und Kommunikation
Das Kind hat eine angeborene Bereitschaft Sprache zu erlernen.
Der Aufbau einer positiven und persönlichen Beziehung in einer ungezwungenen Atmosphäre, sowie das Vorbild und die sprachliche Anregung durch andere Menschen, ist eine wichtige Grundlage für den Spracherwerb.
Mit Hilfe von Liedern, Reimen, Fingerspielen, Bilderbüchern, Geschichten, Klanggeschichten, im Rollenspiel und natürlich im gemeinsamen Gespräch, fördern wir die Sprachentwicklung des Kindes.
Wir versuchen auf spielerische und musikalische Art und Weise die Freude und das Interesse der Kinder an der Sprache zu wecken.
4. Bewegung und Gesundheit
„Bewegung ist eine elementare Form des Denkens“
Kleine Kinder haben einen starken und fast unermüdlichen Bewegungsdrang, diesen gilt es zu unterstützen, zu fordern und zu fördern.
Bewegung gibt den Kindern die Möglichkeit Wissen über ihre Umwelt zu erwerben, ihre Umwelt zu „begreifen“, auf ihre Umwelt einzuwirken.
Bewegung ist eine der ersten Sprachen des Kindes.
Kinder lernen ihren Körper mit seinen Stärken, Schwächen und Grenzen kennen.
In unserem großen hellen Gruppenraum, im Saal der Lebenshilfe, sowie in unserem Garten, bei Ausflügen mit unseren Buggys in die Natur, oder beim Ausgang mit unserer „Spazierraupe Willi“, können wir unseren Kindern genügend Raum für individuelle Bewegungserfahrungen schaffen.
Zudem stehen uns reichlich Bewegungsmaterialien (Hängematte, Turnmatten, Weichbausteine, Schachteln, Parkour – Utensilien, Bälle, Bobbycars, Balanciersteg, …) sowie Rutsch- und Klettergeräte im Innen- sowie im Außenbereich zur Verfügung.
Bewegungsspiele mit und ohne Musik finden in unserem strukturierten Tagesablauf regelmäßig ihren Platz.
Diese Auflockerung des Tages, besonders das gemeinsame Tanzen und Bewegen, bereitet allen großen Spaß und stärkt die Gemeinschaft.
Ernährung, gemeinsame Essenszeiten
Mahlzeiten in der Krippe bedeuten nicht nur satt zu werden. Sie unterbrechen den Tagesablauf und vermitteln den Kindern einen immer wiederkehrenden Rhythmus.
Das Essen in der Krippe ist ein Ritual bei dem eine gemeinschaftliche, gesellige, achtsame und kommunikative Situation entsteht.
Voraussetzungen dafür sind:
- Alle fühlen sich wohl.
- Das Essen erfreut unser Auge.
- Man sorgt füreinander.
- Man unterhält sich.
- Man spürt Geselligkeit und Wohlbefinden wie in der Familie.
- Einfache altersgemäße Tischkultur.
Um die Zähne und den Körper gesund zu halten, legen wir großen Wert auf eine gesunde ausgewogene Ernährung. Bereits im frühen Kleinkindalter wird der Grundstein für ein späteres Essverhalten gelegt.
Die Jausen-Zeit wird gleitend angeboten. Das heißt von 08:30 bis 09:45 Uhr kann sich jedes Kind nach dem eigenen Bedürfnis selbstständig seine Essenzeit organisieren. In einem kleinen Rucksack befindet sich die selbstmitgebrachte gesunde Stärkung, welche auf dem Servierwagen ordnungsgemäß Platz findet. Ebenso Teller, Gläser, ein befüllter Wasserkrug ist darauf zur freien Entnahme platziert.
Mit einer Kleingruppe bzw. der Gesamtgruppe wird zwischendurch auch mal selbst in der Küche gekocht oder gebacken, z.B. Müsli, Pudding, Kuchen, Kekse, Pizza…
Das Mittagessen wird vom Menüservice Mohr bereitgestellt und von der Firma Grissemann, zwei Mal die Woche, an uns geliefert.
Körperpflege
Unsere Krippenkinder wollen wir schon früh ermuntern sich auch selbst zu pflegen, soweit es ihnen möglich ist. Dazu gehören Hände und Gesicht waschen. Wir integrieren diese Körperpflege in unserem Tagesablauf. So wird das Händewaschen nach der Toilette, sowie vor und nach dem Essen, zur Selbstverständlichkeit für die Kinder. „Nach dem Essen bitte auch den Mund waschen nicht vergessen!“
Das Wickeln orientiert sich ganz nach dem individuellen Rhythmus jedes einzelnen Kindes. Bei dieser intimen Begegnung erfahren die Kinder emotionale Zuwendung. Sie werden liebevoll umsorgt und gepflegt. Kleine Kose- und Krabbelspiele tragen zusätzlich zu einer angenehmen Atmosphäre bei.
Der Verlauf der Sauberkeitserziehung wird vom Kind selbst bestimmt, denn nur das Kind weiß, wann es die persönliche Reife und das nötige Körperbewusstsein dazu hat und bereit ist, keine Windel mehr zu tragen. Der Weg in die Windelfreiheit darf nicht zu sehr im Mittelpunkt stehen. Es führt in kürzerer Zeit zum Erfolg, wenn es aus Eigeninitiative des Kindes erfolgt. Wir versuchen das Kind auf dem Weg in die Windelfreiheit so gut und individuell wie möglich zu unterstützen und zu begleiten.
Da manche Kinder gerne auf den WC - Besuch vergessen, (zu sehr im Spiel vertieft, keine Zeit, …) gibt es Fixzeiten in unserem Tagesablauf, wo wir die Kinder zum WC - Gang ermutigen und unterstützen (z.B. vor oder nach dem Essen bzw. vor dem Besuch im Garten, vor dem Spaziergang).
5. Ästhetik und Gestaltung
„Die Kleinen schaffen, der Große erschafft.“
(Marie von Ebner-Eschenbach)
Kinder können in kreativen, gestalterischen Prozessen die Erfahrung machen, etwas bewirken zu können und selbständig etwas zu schaffen. Kreativität ist eine wichtige Grundlage zur Bewältigung und Gestaltung vieler Lebenssituationen. Wir unterstützen und ermutigen die Kinder ihre Schöpferkraft zu leben.
Ein konstantes Angebot von verschiedenen Gestaltungsmaterialien, wie Stiftfarben, Fingerfarben, Knete, Scheren, Papier, Klebebänder, Stempel, Kinetik Sand, Spielschaum, Ausstanzer, Tixo, Klebestoff, … stehen den Kindern ausreichend zur Verfügung.
Das Kind kann dabei Selbsterfahrungen erleben und Einfallsreichtum entwickeln. Zudem werden zu bestimmten Themen oder Festen kleine Kunstwerke gemeinsam mit den Kindern erschaffen.
Musikalisches Angebot
„Es gibt Bereiche der Seele, die nur durch Musik beleuchtet werden.“
(Zoltan Kodaly)
Den Kindern ist das musikalische Handeln schon in die Wiege gelegt. Sie reagieren auf Musik bereits im Mutterleib. Säuglinge nehmen akustische Reize viel stärker wahr als optische Reize. Es ist daher leicht, Kinder für Musik, Klänge und Töne zu begeistern.
Durch Musik und Rhythmus werden Bewegung, Wahrnehmung, Kreativität, Sprache und soziales Verhalten vereint.
Während des Tagesablaufes werden die Kinder immer wieder von musikalischen Ritualen begleitet, z.B. beim Aufräumen, während der Freispielzeit in Form von Reimen, Kinderliedern und Musikstücken. Die Aufmerksamkeit kann durch Gesang leichter und schneller erreicht werden.
Die Freude am Musizieren unterstützen wir zusätzlich durch die Bereitstellung von Orffinstrumenten (Rasseln, Klangstäbe, Glockenspiele, Hölzer, …) während des freien Spieles.
Die Kinder lieben besonders unser musikalisches Angebot im Morgenkreis, begleitet von der Gitarre, sowie das Tanz- und Bewegungsangebot zur Musik bzw. zum Gesang.
6. Natur und Technik
„Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es.“
(Robert Walser)
Wir möchten unseren Kindern die Natur zu allen Jahreszeiten nahebringen und mit allen Sinnen erleben lassen.
Die verschiedenen Jahreszeiten bilden auch einen Schwerpunkt in unseren Bildungsangeboten und den Monatsthemen. Wir lieben es, den Herbst, den Winter, den Frühling sowie den Sommer mit allen Sinnen wahr zu nehmen.
Wir versuchen Natur- und Umwelterfahrungen im alltäglichen Lied- und Sprachangebot, beim Experimentieren mit verschiedenen Naturmaterialien z.B. mit Sand, Schnee und Eis, Wasser, Steine, Erde, … in den Räumlichkeiten bzw. im Garten oder auf unseren Entdeckungsreisen, in den Mittelpunkt zu stellen.
Ebenso laden Hecken und Büsche zum Verkriechen ein. Des Weiteren wecken unterschiedliche Gartenbewohner, wie Würmer, Schnecken, Schmetterlinge, Käfer, Ameisen, … großes Interesse und laden unsere Kinder ein, in Form einer sicheren Basis, den Alltag zu erfahren und ihre Umwelt achtsam zu erforschen.
7. Die Bedeutung des Spiels
„Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann.“
(Jacques - Yves Cousteau)
Dem Spielen der Kinder messen wir eine besondere Bedeutung zu. Das Spiel sehen wir als elementares Bedürfnis und wichtige Voraussetzung für die Entwicklung. Die Kinder entfalten geistige und körperliche Fähigkeiten, Ausdauer, Konzentration und eignen sich die Welt an.
Wir haben die Aufgabe die räumliche Situation den intrinsischen Bedürfnissen der Kinder und ihrer Entwicklung gemäß zu gestalten und vor allem von den Kindern erschaffen zu lassen. Die Wahl der geeigneten Kleidung, die Strukturierung des Raumes, Raumteilungselemente, optische und akustische Provokationen im Raum erfordern immer wieder Kreativität, Offenheit und Engagement von Seiten des beobachtenden Erwachsenen.
Unsere Räumlichkeiten bieten Raum für Rückzug und Privatsphäre. Diese Tatsache ist wichtig für die Persönlichkeitsentfaltung des Kindes.
Der Turnbereich wird täglich von uns Betreuerinnen oder von den Kindern selbst zur Bewegungsbaustelle strukturiert.
„Das Spiel ist die höchste Form der Forschung.“
(Albert Einstein)
Die Spiele unserer Krippenkinder sind vielfältig. Es handelt sich um Funktions- und Konstruktionsspiele, Experimentierspiele, Nachahmungsspiele, Ein- und Ausräumspiele, Zuordnungsspiele, Bewegungsspiele oder Fingerspiele. Ihr Spiel wird getragen von Neugier, Eigendynamik und Begeisterung.
Kinder bevorzugen die reale Welt der Dinge und ihre Gesetzmäßigkeiten. Wenn wir von Spielen sprechen, muss nicht unbedingt die Rede von Spielzeug sein. Kindern genügt oft ein Wassertropfen, um ihr Interesse für lange Zeit zu fesseln.
Wir Betreuerinnen üben uns in der beobachtenden Haltung, getragen von Achtsamkeit und Zurückhaltung. Wirermuntern die Kinder eigene Spielideen zu entwickeln und stehen als Ansprechpartner und Ratgeber zur Verfügung. Ein Lächeln, ein anerkennender Blick von unserer Seite, schenkt dem Kind Wertschätzung und Vertrauen.
Das freie Spiel bietet den Kindern die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auseinander zu setzen, ihre Eigenheiten, ihre Stärken und Schwächen zu entdecken, zu respektieren und damit vertrauter zu werden. Sie gewinnen Kompetenz, Autonomie und Selbstvertrauen.
„Wer spielt, der lernt! Wer lernt, der lebt! Wer lebt, der spielt!
(Jörg Roggensack, 2003)